Coppelius
Die begnadeten Klanggenies präsentieren auf ihrer ersten Silberscheibe „Time – Zeit“ endlich das lang erwartete Original von „Murders in the Rue Morgue“, das bisher fälschlich als ein Werk der eisernen Maiden betrachtet wurde und in seiner ursprünglichen Coppelius-Fassung über Maßen rockt, so dass der Zylinder nur kurzweilig auf dem Haupte verbleiben kann. Aber auch die restlichen Tondichtungen ihres Erstlings lassen ein friedliches Lauschen nicht zu, sondern fordern auf beinahe schimpfliche Weise zu körperlicher Ertüchtigung auf – selbst der feinste Hausherr dürfte hier im Badezuber lauthals die mitreißenden Refrains trällern und schamlos mit der Nackenbürste das Luftcello kreisen lassen. Aber auch für die zart besaitete Damenwelt schütteln die Charmeure so manch liebreizende Melodei aus dem Ärmel, mit einem eleganten Chorus veredelt dessen Ohrwurmcharakter nur ein Werk des Teufels sein kann.Inhaltlich fühlt man sich selbstredend dem Namensgeber E.T.A. Hoffmann verpflichtet, aber es darf durchaus auch um die liebreizenden Nachwehen des Absinthkonsums gehen, die natürlich bereits im aufopferungsvollen Selbstexperiment ergründet wurden. Andernorts bringt man den Herren in Weiß eine Ode dar und besingt auf die vortrefflichste Art und Weise die menschliche Triebhaftigkeit –freilich sind Sarkasmus und Ironie stete Begleiter ihrer Poesie. Man könnte beinahe behaupten Coppelius verpfeife das Erbe der deutschen Romantik mit ihrer unverschämten, unsittlichen Art lauthals zu musizieren. Dem wiederum steht aber das glückselige Lächeln all derer gegenüber, die sich dem Opus der Zeitreisenden hingeben.